Wintersonne im Hochtaunus. Foto: Asha

An der Wintersonnenwende (Jul) scheint es, als ob die Welt ganz kurz den Atem anhält. Es ist der Punkt, an dem die dunkle Seite des Jahresrades zum Stillstand kommt – nur Millisekunden – um sich dann wieder aufwärts Richtung Licht zu drehen.

In der längsten Nacht des Jahres wird der Sonnengott geboren, der – wenn er zu Kräften gekommen ist – erneut für Wärme und Wachstum sorgt. Die Geburt ist etwas Heiliges und Wunderbares. Das, was geboren wurde, dürfen wir Willkommen heißen, Schützen und Nähren. Daher können wir dieses Jul-Fest im Sinne einer Geburt feiern. Nicht nur, dass wir am Abend in der Dunkelheit symbolisch ein Licht entzünden, wir dürfen auch eine Idee, einen Impuls, der sich an diesem Abend in uns regt (oder der schon eine Weile in uns schlummert) ins Licht treten lassen.

Noch ist es nicht an der Zeit, diese Idee, diesen Impuls umzusetzen. Wir sollten das Neue in unserem Herzen tragen, es Schützen und Nähren, bis die Zeit gekommen ist, dass es genügend Kraft hat, um in die Welt zu gehen.

Der Weihnachtsbaum und die Folgen

Zum Jul-Fest schmücken wir unsere Wohnung mit immergrünen Pflanzen. Ich persönlich habe mich entschieden, keinen „Weihnachtsbaum“ mehr ins Wohnimmer zu stellen. Denn mit jeder Tanne, Fichte oder was auch immer wurde ein Wesen getötet, dass gerne noch viele Jahre gelebt hätte.

Der Baumgeist bleibt entweder in der Wurzel zurück und wird hier eine ganze Weile verwirrt, ratlos und verzweifelt verharren, bis er sich wieder mit den anderen Geistern seiner Spezies verbindet.

Oder er mag seine weltliche Form nicht loslassen und hält somit Einzug ins heimische Wohnzimmer. Man darf sich selbst ausmalen, was er dort treibt, in dem Wissen, dass er für ein kurzes Vergnügen der Menschen geopfert wurde. Man denke zum Beispiel an die Familien-Zwiste, die oft just zu Weihnachten ausbrechen und eskalieren.

Selbst ein eingetopftes Bäumchen mit Wurzeln, regelmäßig gegossen, wird meiner Erfahrung nach nicht überleben. Ich habe es zwei-dreimal versucht und ich war jedes Mal sehr, sehr traurig, dass das Bäumchen es nicht geschafft hat.

Immergrüne Zweige und heilige Hölzer

Doch zurück zu den Immergrünen. Sie symbolisieren die Unvergänglichkeit der Natur. Es eignen sich Zweige von Misteln, Tannen, Eibe und so weiter. Schaut am besten, wo die Holzfäller unterwegs waren und nehmt die Zweige, die achtlos zurückgelassen wurden.

Damit uns die Baumgeister das Jahr hindurch gewogen bleiben, verbrennen wir neun heilige Hölzer: Apfel, Eiche, Birke, Erle, Esche, Buche, Eibe, Holunder und Tanne. Auch hier gilt: Nimm’ nur das, was der Baum freiwillig gibt.

Hinweis zu den heiligen Hölzern: Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich halte mich an die heiligen Bäume der Germanen. Aber schreibe mir gerne im Kommentar, welche Hölzer Du verwendest und warum.

Wendepunkt

Die Wintersonnenwende bezeichnet einen Wendepunkt. Und an solchen Wendepunkten dürfen wir auch etwas in uns wenden. Schau nochmal auf Dein Jahr zurück: Was konntest Du Ver-wenden, was möchtest Du Um-wenden und wovon willst Du dich Ab-wenden? Im Ritual kannst Du diese Dinge bearbeiten.

Die Jul-Feier ist geprägt von den Farben Weiß und Gelb für das wiedergeborene Licht. Und natürlich vom Grün der Zweige, die unsere wunderbare Natur repräsentieren.